Fragen an Andrea Jagusch-Espei

Geschrieben von therapieundwissen am 27. August 2015 um 14:54 Uhr

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Andrea Jagusch-Espei ist erst seit letztem Jahr Referentin bei uns, aber es kommt mir vor, als wäre sie schon sehr oft hier gewesen. Das liegt vermutlich daran, dass sie für mich eine besondere, wohltuende Präsenz und Offenheit ausstrahlt, von der ich mir am liebsten etwas einpacken mag. Deshalb war ich auch besonders neugierig auf ihre Gedanken zu den Fragen, dich mich beschäftigen. Als ich diese Woche ihre Worte „Kaum zu glauben – ich habe den Fragebogen beantwortet!!!!“ las, war ich ganz glücklich! Vielen Dank, liebe Andrea, dass du dir in deinem gut gefüllten Leben Zeit für meine Fragen genommen hast!

Wie sieht deine Arbeit aus, was machst du?
Meine Arbeit hat sich in diesem Jahr verändert: montags mache ich das, was ich schon viele jahrelang tue: ich behandle Kinder ‚die anders sind’ – Kinder mit Aufmerksamkeitsstörungen, Feinmotorikschwierigkeiten, Kinder mit Behinderungen, eine schöne breite Vielfalt.
Weiterhin bin ich als Referentin zu diesen Themen und zur ICF-CY unterwegs, auch das schon viele Jahre und immer gern, weil ich in jeder Fortbildung etwas Neues lerne.
Neu ist meine Arbeit bei einem Hersteller von Hilfsmitteln. Ich bin dort für die Schulung von Mitarbeitern und Kunden im In- und Ausland zuständig und wirke bei der Produktentwicklung mit. Eine neue Herausforderung, der ich mich gerne stelle.

Was ist das Beste und was das Schwierigste daran?
Das Beste ist es, wenn ein Kind von der Behandlung profitiert, wenn es etwas kann oder erreicht was sonst nicht möglich war. Das kann durch neue Wege, die wir entwickeln, durch Üben oder auch durch ein Hilfsmittel geschehen. Das Schwierigste ist es, Nein zu sagen – wenn die Erwartungen zu hoch werden oder ich den Anforderungen nicht gerecht werden kann. Und es ist schwierig, sich auf manche Klienten einzulassen, wenn die Vorstellungen von dem, was wichtig ist, sehr weit auseinander klaffen.

Was bedeutet Ergotherapie für dich?
Ergotherapie bleibt für mich die bodenständige Hilfe, den Alltag meistern zu können – immer noch ein Handwerk, aber gottseidank inzwischen auch mit harten Daten und Fakten unterlegt! Dabei finde ich es wirklich toll, mich an die Seite desjenigen der zu mir kommt zu stellen und zu versuchen aus seiner Perspektive mit ihm zusammen herauszubekommen, wir der Alltag für ihn leichter werden kann.

Warum ist die ICF wichtig für die Ergotherapie?
Die ICF passt wunderbar zur Ergotherapie – die ‚Philosophie’, die beiden zugrunde liegt (Alltagsorientierung und Klientenzentrierung) verleiht uns eine anerkannte Sprache und einen anerkannten Rahmen, um unsere Arbeit zu beschreiben. Und es hilft uns, unsere Behandlungen transparent und verständlich zu machen – gerade für die ET, die so viele Überscheidungen mit anderen Bereichen hat, ein wertvoller Aspekt.

Was inspiriert dich für deine Arbeit?
Die eine Inspiration sind die Klienten – ihre Ideen fragen, ihre Art die Welt zu sehen macht es leicht, immer wieder Neues auszuprobieren. Die andere Inspiration ist der Austausch mit Kolleginnen.

Meinst du es muss sich noch etwas verändern in der Ergotherapie in Deutschland?
Wenn ich mir die Entwicklung in den 25 Jahren, die ich dabei bin, ansehe, kann ich mir nicht vorstellen, dass wir uns nicht weiter verändern. Ich habe den Einblick in die Bereiche außerhalb der Pädiatrie verloren – hier wünsche ich mir auch den direkten Zugang der Menschen zu uns. Und wir können uns sicher noch weiter spezialisieren und professionalisieren, wobei ich schon stolz darauf bin, was wir in den Jahren erreicht haben. Und weil wir so viele Überschneidungen mit anderen Berufen haben, sind wir darauf angewiesen, Netzwerker und Case Manager zu sein, das scheint mir zunehmend in den Vordergrund zu treten.

Hast du einen guten Tipp für Ergos, die auch in der Pädiatrie arbeiten?
Mir erscheint es immer gut zu sein, über den Tellerrand zu schauen und sich auch für die Nebenbereiche zu interessieren – so hatte meine Ausbildung zum Qualitätsmanager nicht mit der Klientenarbeit zu tun – und prägt sie doch sehr!

Was machst du in deiner Freizeit? Was inspiriert dich privat?
Freizeit ist in bisschen Mangelware … ich mache Sport, weil der Job anstrengend ist und der Körper mein Handwerkzeug ist. Meine Familie sorgt für vielfältige Anregungen und inspirieren tun mich die kulturellen Events, die ich besuche. Und dann ist da noch meine Leidenschaft, das Stricken… typisch Ergo halt!