Fragen an Annette Kampe

Geschrieben von therapieundwissen am 16. März 2016 um 11:32 Uhr

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Knapp 60 Ergotherapeuten haben sich bereits bei uns zum Inklusions-Therapeuten fortgebildet. Die Rückmeldungen zu den Kursen waren bisher sehr positiv. Was wir leider viel zu wenig mitbekommen, ist jedoch, wie Transfer und Outcome für die therapeutische Arbeit aussehen. Dazu habe ich Annette befragt, die einen anregenden Einblick in ihre Arbeit gibt und ein tolles Foto von sich und ihren beiden Hunden „Shiva“ und „Arni“ geschickt hat.

Wie sieht deine Arbeit aus, was machst du?
Ich arbeite selbständig in einer Ergotherapiepraxis im ländlichen Raum. Mein Klientel sind vorwiegend Kinder von 4 bis 13 Jahren mit denen ich hauptsächlich nach dem Wunstorfer Konzept arbeite. Außerdem arbeite ich mit erwachsenen Klienten psychisch-funktionell, in einem integrativen KIGA und in vielen Altenpflegeeinrichtungen vorwiegend tiergestützt mit meinen Hunden, Meerschweinchen, Kaninchen ….

Du bist seit einem Jahr Inklusions-Therapeutin – was war für dich das Wichtigste, was du in der Fortbildung gelernt hast und wie hat sich deine Arbeit seitdem verändert?
Besonders wichtig war die Zusammenstellung (Überblick) der Gesetze, die es bisher zu diesem Thema gibt und die daraus resultierenden Möglichkeiten zur Beratung und Unterstützung für meine Klienten. Da ich im Rahmen der ergotherapeutischen Behandlung auch in Schulen und Kindergärten (Umfeldberatung) tätig bin, hat sich mein Blick nach der Fortbildung geändert, d.h. ich kann eher Barrieren innerhalb einer Einrichtung erkennen und kompetenter beratend tätig werden als früher. Das tolle daran ist, dass mein Erfahrungsschatz für ALLE Kinder nützlich sein kann und nicht nur für Kinder mit Behinderungen/Beeinträchtigungen oder für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Mein Blick hat sich geändert: mir fallen mehr Barrieren auf, ich kann viel schneller Ideen entwickeln oder weiß, wo ich/mein Klient Hilfe bekommen kann.

Was hat sich in deiner Zusammenarbeit mit Erziehern und Lehrern seitdem verändert?
Durch die umfassende Fortbildung habe ich mein Fachwissen wesentlich erweitern können. Das gibt mir Sicherheit in Gesprächen mit Lehrern, Erziehern und auch Eltern. Außerdem konnte ich feststellen, dass vermehrt auch Lehrer mir Fragen auf mich zukommen und mich als kompetente Gesprächspartnerin schätzen. Aufgrund der umfangreichen Arbeitsmaterialien konnte ich bisher immer Anregungen aufgreifen, Ideen entwickeln und kompetent beratend tätig werden.

Kannst du Ergotherapeuten generell ermutigen, sich in die Inklusionsprozesse in Kindergärten und Schulen zu wagen? Was würdest du ihnen mit auf den Weg geben?
Aufgrund meiner persönlichen Arbeitsstrukturen kann ich z.Zt. nur im o.G. Umfang tätig sein. Sollten sich allerdings die Arbeitsstrukturen in meinem Arbeitsfeld ändern, hätte ich viele Ideen (für die der Grundstein in der Ausbildung zum Inklusionstherapeut bei Britta gelegt wurden), um als Inklusionstherapeutin unter anderem in Schulen und Kindergärten tätig zu werden. Für viele Ergotherapeuten, die nach neuen Tätigkeitsfeldern suchen (Akquise) ist das Thema „Inklusion“ DAS Thema für zukünftige, zusätzliche Einkommensmöglichkeiten.

Welche Möglichkeiten bietet Inklusion für uns Ergotherapeuten?
Als Ergotherapeuten können wir eigentlich (fast?) alle Zielgruppen ansprechen: Schulen, Kindergärten, Ärzte, Erzieher, Pädagogen, Eltern, übergeordnete Kooperationspartner etc. Wir sind DIE Fachleute, wenn es um Inklusion geht, d.h. es ist auch unsere Zukunft.

Welche Expertise bringen Ergotherapeuten für die Arbeit in multiprofessionellen Teams mit? Oder anders gefragt: Was haben wir, was die anderen nicht haben?
Kaum eine Berufsgruppe kann so übergreifend tätig werden wie die Ergotherapeuten. Wir arbeiten mit unseren Klienten, können das gesamte Umfeld beraten, sind im engen Kontakt mit Ärzten, Krankenkassen etc. Wir haben spezifische, in ihrer Wirksamkeit belegte Behandlungsverfahren und können so eine wundervolle Arbeit leisten für die größtmögliche Handlungsfähigkeit, Selbständigkeit und Teilhabe unserer Klienten am gesellschaftlichen Leben.

Wie sind deine Erfahrungen aus der Zusammenarbeit mit Erziehern, Lehrern und weiteren Kollegen in Kindergärten und Schulen?
Ich habe durchweg positive Erfahrungen sammeln können! Besonders in unseren Grundschulen bin ich regelmäßig tätig. Besonders viele Elemente aus „Komm, das schaffst Du“ sowie aus dem gesamten Programm des Wunstorfer Konzeptes wende ich kontinuierlich an und bringe es u.a. den Lehrern in Schulen näher (Umfeldberatung). Positives Feedback über meine Arbeit erhalte ich seitdem in den Gesprächen mit den Eltern oder durch telefonische Anfragen von Lehrern und Erziehern.

Was inspiriert dich für deine Arbeit?
Mich fasziniert die Vielfalt der Möglichkeiten meiner Arbeit: Ich kann direkt mit meinen Klienten arbeiten und sie unterstützten. Besonders die interdisziplinäre Arbeit mit dem verschiedensten Berufsgruppen bietet eine Vielzahl ergotherapeutischen Arbeitsfeldern die ich nicht einmal im Ansatz ausschöpfen könnte. Allerdings habe ich so auch immer die Möglichkeit mein Arbeitsfeld an meine persönlichen Arbeitsmöglichkeiten (Alter, Selbständigkeit usw.) anzupassen.

Was sind deine Wünsche für die Zukunft von Ergotherapie und Inklusion?
Das wir Ergotherapeuten „DIE ANSPRECHPARTNER“, die kompetenten Fachleute werden, wenn es um Inklusion geht. Also quasi: „Wenn´s um Inklusion geht: ERGOTHERAPIE!“